Agoraphobie laut Wikipedia:

Als Agoraphobie (von altgriechisch ἀγορά agorádeutsch Marktplatz und altgriechisch φόβος phóbosdeutsch Furcht), auch Platzangst genannt, bezeichnet man eine Angststörung, die durch bestimmte Orte und Situationen wie weite Plätze oder Menschengedränge ausgelöst wird. Betroffene vermeiden die auslösenden Situationen und können im Extremfall nicht mehr die eigene Wohnung verlassen. Eine Agoraphobie liegt auch dann vor, wenn Menschen angstbedingt weite Plätze oder Reisen allein oder generell meiden.

wie viele bereits wissen, habe ich mit psychischen Problemen zu kämpfen. Dazu gehört bei mir leider auch die Agoraphobie. 
Heute möchte ich euch einmal in diese Welt führen und euch zeigen, wie ich mit der Angst die Wohnung zu verlassen und der vor großen Menschenmassen, im Leben zurecht komme.

Wie kam es dazu?

Hier Jahr, Datum und Uhrzeit zu nennen ist leider nicht möglich. Denn wie auch andere Phobien, entwickelte sich auch meine in kleinen Schritten. 

Ich hatte allerdings schon immer ein kleines Problem damit die Wohnung zu verlassen, konnte aber ganz normal shoppen gehen, feiern oder einfach etwas unternehmen, aber eben mit dem Hintergedanken das ich mich zuhause wohler fühlen würde. 

Durch meinen Nervenzusammenbruch im Jahre 2014, kam es dann wohl dazu, das alle Ängste die ich je hatte, einen Weg fanden, sich voll und ganz auszuweiten. 

Wie hat sich dein Leben verändert?

Für mich hat sich förmlich alles um 180 Grad gedreht. Wo ich früher noch raus gehen konnte wann ich wollte, war dies nun nicht mehr möglich. Teilweise macht mich der Gedanke die Wohnung zu verlassen schon nervös, an anderen Tagen habe ich erst ein Problem wenn ich in die Nähe der Haustüre kommen und an wieder anderen Tagen habe ich erst ein Problem wenn ich unser Wohnhaus verlassen möchte und selbst dann will ich einfach nur schnell in mein Auto, in dem ich mich dann sicher fühle.

Wie zeigt sich deine Angst?

Der Herzschlag erhöht sich, ich schwitze, meist verkrampfe ich mich, bis hin zum Verlust der Kontrolle. Kurz gesagt ich breche vollkommen zusammen, wenn ich nicht schnellstens aus der Situation heraus komme. Hier kommt dann ein weiterer Punkt dazu und zwar der, des Kontrollverlustes. Warum? Weil ich mich dafür hasse so zu sein, was ich wieder rum an mir auslasse, in dem ich mich verletzte. Panikattacken sind auch keine Seltenheit. Meist habe ich nach diesen Attacken Schmerzen, da ich mich derart verkrampfe, das Rücken, Hände, Zehen oder Waden über längere Zeit angespannt sind. Nachdem ich dann wieder einigermaßen entkrampft bin, kommt meist die Müdigkeit. Denn das Entkrampfen kann Stunden dauern.

*kleine Pause, denn mir kommen die Tränen*

Wenn du weißt was du hast, warum kämpfst du nicht dagegen?

Diese Frage stelle ich mir öfter, aber wohl in den falschen Momenten. Oder habt ihr euch einmal in eurer größten Angst gefragt warum ihr Angst davor habt?  Unwahrscheinlich, da ihr in diesem Moment nur versucht die Angst los zu werden und ihr zu entkommen. 

Genauso ist es bei mir. Ich kann nicht sagen wie mein Tag wird und weiß auch nicht wie der nächste sein wird. Aber ich kämpfe und bin froh neben einer tollen Psychiaterin und Psychologin, einen Freund zu haben der zu mir steht und mir hilft.

Möchtest du wieder normal werden?

Diese Frage habe ich extra so gewählt. Warum? Weil ich meine Phobie größtenteils als normal empfinde. Solange niemand von mir verlangt hinaus zu gehen, finde ich es auch vollkommen normal die Wohnung nicht zu verlassen. 

Für mich bedeutet meine Wohnung Sicherheit. Ich kenne jede Ecke auswendig und weiß was mich in dieser erwartet. Ich pflege sie auch und kümmere mich darum das nicht nur ich sondern auch mein Freund sich hier richtig wohl fühlt. 

Wenn es aber darum geht Einkäufe oder Reisen zu genießen, so wünsche ich mir doch dies ohne Angst bewerkstelligen zu können. Einfach mal shoppen gehen, eine Radtour machen oder spazieren gehen, momentan noch unvorstellbar.

Was tust du dagegen? 

Ich bin leider noch sehr weit weg von meiner Erlösung, da ich erst vor Weilen in eine Behandlung kam, die sich auch wirklich um mich bemüht.

Zum einen bin ich, wie bereits gesagt, in psychologischer Behandlung. Ich fing letzte Woche eine Gruppentherapie an, bei der ich leider nicht weiß ob ich da bleiben kann, da mich die Größe der Gruppe überfordert. 

Viel habe ich wohl meine Katern zu verdanken, die gerne raus wollen. Da wir aber in der Innenstadt wohnen, ist ein einfaches raus lassen nicht möglich. Momentan gewöhnen wir sie an ihr Geschirr um mit ihnen richtig raus gehen zu können. Ich war schon ein paar mal mit ihnen im Hinterhof und das sogar alleine.

Ich gehe einkaufen. Shoppen ist für mich noch immer ein großes Problem und ein einfaches in die Stadt laufen noch Zukunftsmusik. Allerdings gehe ich jeden Donnerstag mit meinem Freund einkaufen und das nicht um die Ecke sondern mit Fahrtweg. Darauf bin ich mächtig stolz. Leider gibt es auch hier ein „Aber“, denn ich kann nur donnerstags einkaufen. Ich habe mich auf diesen Tag eingepegelt und ein Abweichen davon ist für mich noch nicht machbar. 

Ich liebe Bücher und lese dementsprechend sehr viel. Daher sind mir Messen sehr wichtig. Leider sind diese wohl das heftigste was ich mir antun kann. Zum einen muss ich aus dem Haus und zum anderen habe ich es mit Menschenmassen zutun. Da ich aber nicht nur vor Menschenmassen Angst habe sondern auch vor deren Berührung, darf ich mich am 13. und 14.10.2017, bei der Frankfurter Buchmesse, mit 3 meiner Phobien herumschlagen. Das wird hart. Da ich aber die Leipziger Buchmesse bereits einigermaßen gut bewältigt habe, hoffe ich doch diese auch zu meistern.

Was erhoffst du dir für die Zukunft?

Momentan wohl zuviel.

Neben meinen Phobien, kämpfe ich noch gegen meine Depressionen, Schizophrenie und Borderline-Störung.

Ein wichtiger Punkt, ist für mich der Abbau meiner Medikamente. Ich bin durch diese sehr oft auch am Tag müde oder auch sehr unkonzentriert. Teilweise kann ich nix machen, da alles vor mir verschwimmt oder ich nicht einmal richtig Sätze bilden kann für eine Rezension.

Ich möchte irgendwann die Wohnung wieder verlassen können und zwar ohne darüber nachdenken zu müssen. 

Aber mein wohl größter Wunsch wäre es Leuten wieder die Hand geben zu können. Aktuell muss ich mich stets dafür entschuldigen dies nicht tun zu können und das ist mir sehr unangenehm bis peinlich. 

Trotz Höhen und Tiefen hoffe ich irgendwann wieder ein anderes Leben führen zu können.
 
Habt ihr noch Fragen? Dann fragt ruhig. 
 

One thought on “[Mein Leben mit …] Gefangen in der Wohnung oder glücklich in den eigenen 4 Wänden? Mein Leben mit Agoraphobie”

  1. Hey 🙂

    Ich habe jetzt ein bisschen in deinem Blog geschnüffelt und habe einige Beiträge über dein Psychisches Problem gelesen.
    Ich möchte dir nur sagen, dass ich es bemerkenswert finde, wie offen du dich den Menschen zeigst. Wirklich! Um wirklich so offen über alles sprechen zu können, benötigt man sehr viel Mut. Und das hast du. Du bist ein sehr sehr mutiger Mensch!
    Du kannst wirklich stolz auf dich sein. 🙂

    Ich wünsche dir alles alles Gute!

    Liebe Grüße
    Zeki
    https://books-dreamland.blogspot.com/

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