Ein tragisches Unglück in ihrer Vergangenheit hat die 17-jährige Scarlett McCain zur Gesetzlosen gemacht. Inzwischen ist sie eine geschickte Bankräuberin, hervorragende Kämpferin und Meisterschützin. Nach einem ihrer Beutezüge trifft sie bei ihrer Flucht durch die Wälder auf den hilflosen 15-jährigen Albert Browne. Wider besseres Wissen erklärt sich Scarlett bereit, ihm zu helfen. Ein fataler Fehler. Halb England ist dem Jungen auf den Fersen, der über eine geheimnisvolle Fähigkeit verfügt, und die andere Hälfte jagt Scarlett wegen ihrer Überfälle. Und so beginnt eine halsbrecherische Flucht durchs ganze Land, die Verfolger im Nacken …

Nach Bartimäus und Lockwood & Co. war ich gespannt, was sich Jonathan Stroud diesmal ausgedacht hatte. Die Kurzbeschreibung machte mich auf jeden Fall sehr neugierig und ich freute mich darauf Scarlett und Albert kennenzulernen, zumal auch die Welt recht spannend klang.
Hätte ich meine Freude doch nur ein wenig in Schach gehalten, dann wäre meine Enttäuschung über dieses Buch wohl weniger schmerzhaft gewesen. Denn egal, ob die Charaktere oder die Welt an sich, es konnte mich einfach nichts wirklich begeistern. Doch fangen wir bei Scarlett McCain an, deren wildes Wesen wir zuerst kennenlernen.
Auch wenn sie hier einfach nur als Gesetzlose mit ein paar kriminellen Hintergründen vorgestellt wurde, zeigte sich schnell, dass man in der Kurzbeschreibung das Wort Mörderin vergessen hatte. Richtig, Scarlett hat kein Problem damit Personen zu töten, die ihr im Weg sind, selbst wenn sie nur unschuldige Bürger sind. Schon dies allein fand ich für ein Jugendbuch ein wenig heftig. Meine Hoffnung war daher der 15-jährige Albert und zum Glück blieb sie das auch, denn den kleinen Jungen, mit dem großen Herz und der leicht trotteligen Art konnte man nur lieb haben. Doch auch hier gab es leider ein „aber“, denn seine geheimnisvolle Fähigkeit wurde zwar öfters demonstriert, aber nie so recht in Einklang mit der Welt gebracht.
Und da sind wir auch schon beim springenden Punkt, denn dieser Band wirkt einfach nur undurchdacht und unfertig, was vor allem daran lag, dass man keinerlei Informationen zur Welt erhält. Wie soll ich mich als Leser in eine Welt denken, wenn es keinerlei Anhaltspunkte dazu gibt, was sie ist und was dort geschehen sein mag. Denn das was geschah wird einem nicht nur im Zusammenhang mit Albert klar, sondern auch mit den vielen Anspielungen, welche jedoch nie tiefer gehen und natürlich den Gezeichneten. Zu letzteren gab es ebenfalls kaum Informationen, so dass man nur wusste, dass sie gefährlich waren. Dieses System setzte man dann schließlich noch mit Glaubenshäusern fort, welche Menschen hinrichteten, die aus ihrer Sicht abnorm waren. Auch hier konnte man sich nur die Frage stellen, warum es sie gab, jedoch ohne in diesem Band eine Antwort dazuzubekommen.
Inhaltlich konnte mich der erste Band also nicht überzeugen, doch wie sah es mit den Beschreibungen an sich aus? Auch hier ließ man viel Spiel nach oben oder übertrieb so dermaßen, dass man sich stellenweise fragte, ob z.B. Scarlett nicht auch irgendwelche Kräfte hat. Natürlich gab es auch Abschnitte, in denen man z.B. Scarlett und Albert besser kennenlernen konnte, aber wirklich häufig fand man die nicht. Das wirklich einzig gute war, dass man die Geschichte sehr flüssig schrieb, denn trotz fehlenden Hinweisen kam ich problemlos durchs Buch.

Wo Bartimäus und Lockwood&Co. mit einer spannenden und detailreichen Welt glänzen konnten, fand man hier vor allem eines und das waren unbeantwortete Fragen. Dazu kam dass man mich der Hauptcharakterin Scarlett auch nicht wirklich glücklich bekam und mir allein Albert als lesbarer Charakter blieb. Zwar bekam man einen flüssigen Schreibstil, aber der konnte auch nicht verschleiern, dass dieser Band einfach nicht fertig gedacht wirkte. Echt schade.


Autor/-in: Jonathan Stroud
Übersetzung: Katharina Orgaß und Gerald Jung
Titel: Scarlett & Browne #1 – Die Outlaws
Genre: Jugendbuch/Fantasy
Verlag: cbj
Seitenzahl: 448
ISBN: 978-3-570-16596-6
Erscheinungsdatum: 13.04.2021
Preis: 22,00 €
Ich danke „cbj und dem Bloggerportal“ für das Rezi-Exemplar