Pure und phantastische Satire, Mark Twains spöttische Ablehnung der feudalen Ritterkultur. Der Roman, der ähnlich wie Daniel Defoes ›Robinson Crusoe‹ unter dem Eindruck aufklärerischer Fortschrittsgläubigkeit begonnen wurde, endet im utopischen Grundton moderner ›Science Fiction‹.
Im Rahmen einer Lese-Challenge nahm ich mein erstes Buch von Mark Twain in die Hand. Statt einem seiner Kinderbücher, entschied ich mich für eine Satire, auf die ich ehrlich gesagt mehr als neugierig war. Besonders der Aspekt, das es zum Ende hin eher in die Science Fiction abrutschen würde, lockte mich noch mehr an. Was haben schließlich Ritter, Mittelalter und Science Fiction schon gemeinsam?
Anscheinend sehr viel, denn Hank Morgan wacht nach einem Schlag auf den Kopf, am Hofe König Artus auf. Wie er dahin kam, was er da nun suchte und ob das alles nur ein großer Scherz sei, konnte man ehrlich gesagt nicht sagen, denn die Sache war ja zu merkwürdig. Doch es sollte noch besser werden, denn was Hank Morgan mit seinem Wissen aus dem 19. Jahrhundert anstellte, ließ dieses Buch auch noch 131 Jahre nach seinem Erscheinen zu etwas ganz besonderem werden.
Allzu viel der Handlung will ich deswegen auch garnicht erzählen, denn viele Momente, muss man einfach selbst erlesen haben. Auf was man sich aber gefasst machen kann, ist ein Kulturschock der anderen Art. Auch wenn dies eine Satire ist, muss man doch festhalten, das viele Elemente des Buches tatsächlich so geschahen. Dabei meine ich explizit das Einmischen der Kirche in den Staat oder der extrem niedrige Bildungsstand, auf eigentlich beiden Seiten.
Ja, der Unterschied zwischen königlich und bettelarm wurde hier wirklich auf die Spitze getrieben, aber eben so, dass man doch irgendwie lachen musste. Von armen Mägden, die Rettung für viele Prinzessinnen suchten, welche in einem Schloss eingesperrt waren und die sich schließlich als Schweine in einem Stall entpuppten oder über Könige, die auf arm machen mussten, aber als Sklave keinen Pfifferling wert waren. Auch die Kirche hatte ihre unterhaltsamen Momente, auch wenn dies Gläubige hin und wieder etwas verärgern dürfte.
Das spannendste aber war die Verbindung von Mittelalter mit Neuzeit. Egal ob Sprache oder auch Erfindungen, hier gab es wirklich nichts, was Hank nicht ins Mittelalter einführte und damit für ordentlich Wirbel sorgte. Dass er durch sein Wissen, auch so einigen kniffligen Problemen entkam, sei da nur am Rande erwähnt. Dazu muss ich sagen, das Hank als Person wirklich ein toller Charakter war. Es wirkte zwar stets etwas unnormal das er alles über Sprengstoffe, Technik, Dampf und Elektronik wusste, aber ich nahm dies einfach mal so hin. Ansonsten war er sehr gewitzt und einfallsreich, wodurch er schließlich auch reichlich Ansehen erreichte.
Trotzdem muss man sagen, das die Schreibweise, trotz vermehrter Übersetzung, immer noch seinen damaligen Charme besitzt. Für mich war es gerade zu Anfang sehr schwierig mit dem ausgedehnten Schreibstil zurechtzukommen. Erst mit der Zeit und etwas langsameren Lesen schaffte ich es, die Handlung voll zu erfassen. Man sollte auf keinen Fall nach ein paar Seiten aufgeben, denn mit ein wenig Mühe gewöhnt man sich sehr gut daran. Und zudem würde man eine wirklich witzige Story verpassen.
Der Yankee Hank Morgan schaffte es mich mit seiner Geschichte wirklich zu beeindrucken. Zwar war das Ende nicht ganz eindeutig für mich, aber bis dahin erlebte ich eine Handlung, die ihres gleichen erst noch suchen muss. Ich habe unglaublich viel gelacht und muss jetzt noch an vereinzelte Szenen denken, welche mir die Tränen vor Lachen in die Augen getrieben haben. Für ein kleines unscheinbares Buch eine große Leistung.





Hallo Anja!
Ich habe letztes Jahr auch mein erstes Buch von Mark Twain gelesen, eigentlich waren es zwei, denn ich habe die Abenteuer von Huck Finn und Tom Sawyer gelesen. Man konnte die Geschichten gut lesen und mir haben sie im großen und ganzen gefallen. Nun bin ich nach deiner Rezension doch neugierig auf ein weiteres Buch von Mark Twain. Vor allem wie wohl der Unterschied zu den Kinderbüchern ist.
Liebe Grüße
Diana