dieses Jahr war es bei mir nun soweit und ich wurde 30. Zum Glück ist dies für mich nur eine Zahl, denn ich fühle mich nicht wie 30 und aussehen tue ich erst recht nicht so. Doch trotzdem kommen langsam immer mehr Fragen von der Familie oder aus den entfernten Bekanntenkreise, ob man denn die eigene Mutter nicht mal zur Oma machen wolle. Hier kann ich nun eine ehrliche Antwort geben. 

Als ich ins Berufsleben einstieg, hatte ich natürlich den Traum, mal eine eigene Familie zu gründen, ein Haus zu haben und ein schickes Auto zufahren. Das Auto ist da, wird aber bald verkauft, das Haus ist nicht bezahlbar und Kinder? Ich habe mich gegen Nachwuchs entschlossen. Dies hat für mich ganz klare Gründe, wovon ich euch heute 3 einmal aufzeigen möchte. 

 

Das Geld

 

Aktuell gelte ich als nicht arbeitsfähig, verdiene somit nichts und komme nur knapp über die Runden. Klar Kindergeld & Co. könnte man beantragen, aber was ist später einmal mit Ausflügen, Klassenfahrten oder Ferienreisen? Dann möchte ich mein Kind ordentlich einkleiden können und es sollte natürlich seine Hobbys ausleben dürfen. Klar von verwöhnen wäre mein Kind weit davon entfernt, schon allein, da ich mit Bescheidenheit aufgezogen wurde und das auch so handhaben würde. Doch trotzdem ist mir die aktuelle Lage, die sich so schnell nicht ändern wird, zu schwierig.

 

Meine geistige Gesundheit

 

Wenn ich etwas dem Kind nicht antun wolle, dann meine geistigen Zustand. Ich habe immer noch mit depressiven Phasen zukämpfen, verletze mich selbst und habe Angst vor sozialen Kontakt und dem Verlassen der Wohnung, wie sollte ich da ein Kind großziehen, ohne das es vielleicht selbst einmal diese Probleme hat? Ich habe aus meiner Ansicht eine Verantwortung und diese verbietet es mir regelrecht ein Kind so einem Umfeld auszusetzen. Dazu kommt, das ich in stressigen Situationen  gerne die Nerven verliere, panisch werde und dann mehr Fehler mache, als etwas richtig. Was wäre, wenn mein Kind etwas will und ich aus Panik Fehler mache, die sich nicht wieder gut machen lassen? Tut mir leid, aber das würde ich einem so kleinen Geschöpf nicht antun. 

 

Angst vor der Entwicklung des Kindes

 

Diese Angst wird wahrscheinlich jeder Elternteil haben, zumal sich die Welt ja auch immer weiter dreht. Doch wie viele, hätte ich mir gewünscht, das ich mit dem Kind auch im Teenager-Alter eher eine freundschaftliche Beziehung habe. Doch was, wenn nicht? Hier schaltet mein Kopf übrigens sofort in den Katastrophen-Modus, zeigt mir, was passieren könnte und lässt dabei kein Schreckensszenario aus. Was, wenn mein Kind mich hasst? Mich beklaut? Drogen nimmt? Weniger gute Charaktereigenschaften annimmt? Die Liste könnte ich noch ewig weiterführen, doch das Endprodukt bleibt dasselbe. Ich habe einfach Angst, das sich das Kind in dieser verkorksten Welt in die falsche Richtung entwickelt. Hier muss ich dazu auch gestehen, dass es mich wahrscheinlich emotional sehr treffen würde.

Ich muss dazu sagen, dass ich natürlich Kinder mag und gerade bei Babys, gerne einmal in die süßen Gesichter gucke. Sry, aber da kann man einfach nicht wegsehen, wenn da so kleine Menschen schlafen oder sich gerade freuen und dabei süß brabbeln. Trotzdem bereue ich es nicht, „Nein!“, zu einem Kind zu sagen, da ich nur, weil etwas niedlich ist, es sofort haben muss. Wäre ja noch schlimmer. Falls übrigens Personen fragen, ob ich meine Mum zur Oma mache, sage ich mittlerweile, dass sie das längst ist. Sie ist halt Katzen-Oma. Unsere beiden Kater Apollo und Fynn sind und bleiben Familienmitglieder, die auch ganz gerne von meiner Mum verwöhnt werden. 

 

Wie seht ihr das? Habt ihr vielleicht trotz depressiver Phasen und Phobien Kinder bekommen? Wie waren eure Erfahrungen? Oder habt ihr euch vielleicht wie ich gegen Kinder entschieden? Ich würde mich sehr über Erfahrungsberichte freuen. 

11 thoughts on “[Mein Leben mit…] Ich, die Depression und die Entscheidung über Nachwuchs”

  1. Hallo liebe Anja,
    ich muss auch sagen, dass ich vor deiner Entscheidung wirklich Respekt habe und du hast schon Recht, wenn du sagst, dass du es mit dir selbst einfach nicht vereinbaren kannst.
    Ich selbst habe bereits ein Kind – das schon fast wieder erwachsen ist -, und selbst keine solchen „Probleme“, wie du sie ansprichst, aber .. ich habe einen Mann zuhause, der in etwa dasselbe durchmacht und das ist auch für mich manchmal nicht einfach.
    Ich weiß, wie schwer manche Tage sein können und das auch das Kind und die Ehe darunter leiden können.
    Aber wir lassen uns nicht unterkriegen und ich wünsche dir, dass auch du das nicht tust. ♥
    Allein dieser Post zeigt – auch, wenn ich dich nicht kennt und dir noch gar nicht so lange folge – was für eine unglaublich starke Person in dir steckt. ♥

    Liebe Grüße
    Melanie von Bücher sind Schiffe aka das Grumpeltierchen.

  2. Hallo Anja,

    Ein starker Beitrag! Ich kann deine Entscheidung nachvollziehen. Ich habe selber Depressionen und einige Ängste und andere Probleme, lange Zeit wollte ich deswegen auch keine Kinder als Teenager.

    Inzwischen habe ich meine Meinung geändert, aber das hängt auch mit meinem aktuellen Partner zusammen. Wenn ich mit ihm eine Familie gründen würde, hätte ich keine Zweifel, dass er sich auch um alles kümmern würde, selbst wenn ich mal meine Phasen habe.

    Aber schlussendlich ist das eine persönliche Entscheidung. Und ich mag es gar nicht, wenn Leute dauernd Fragen stellen oder einem sagen, was man tun müsste, nur weil „alle das so machen“. In der Hinsicht, lass dir nichts einreden von irgendwelchen Leuten oder dich von ihren Reaktionen entmutigen. 🙂 Die Entscheidung keine Kinder zu wollen ist genauso legitim wie sie zu wollen und da hat niemand irgendwas reinzureden außer du selbst.
    Ich wünsche dir noch alles Gute!!

    Liebe Grüße, Aurora

  3. Hallo Anja,
    ich finde es sehr mutig, dass du ganz offen sagst, dass du keine Kinder haben möchtest. Das ist eine Entscheidung, die jeder für sich treffen muss.
    Ich kann das sehr nachvollziehen, wenn man ständig gefragt wird wann man den mal ein Kind bekommen würde. Hatten mein Mann und ich auch nach der Hochzeit, aber bei uns war es so, dass wir gerne Kinder haben wollten und es nicht funktioniert hat auf Anhieb. Haben 5 Jahre auf unseren kleinen Krümel gewartet und jetzt wo er mittlerweile drei Jahre ist kommen die Fragen, wann denn das zweite Kind kommt.
    Aber wir haben uns gegen ein zweites Kind entschieden, weil wir diese psychische Belastung nicht mehr auf uns nehmen wollen, vor allem wenn dann noch ein kleiner Mann da ist, der nicht versteht, warum Mama und Papa auf einmal traurig sind. Denn die 5 Jahre waren schon eine harte Zeit für uns.
    Aber viele Leute verstehen nicht, das man sich für ein Kind entscheidet und keine weiteren Kinder mehr bekommen möchte. Das nervt total.
    Bleib weiter so mutig und bleib auf jeden Fall bei deiner Meinung. Lass dir von anderen Menschen nichts einreden. Du entscheidest über dein Leben! :-*
    Liebe Grüße
    Diana von lese-welle.de

    1. Ach liebste Welle,

      ich bin gerade selber von deiner Ehrlichkeit geflasht. Da würde ich dich am liebsten mal kräftig knuddeln.

      Ich finde es genauso ok, das ihr zum 2.Kind nein gesagt habt. Euer Krümel wächst in einer liebevollen Familie auf und das ist das Wichtigste.

      Den Druck mit dem Kind konnte ich mittlerweile erstaunlich gut wegschieben. Es tat halt gut, sich darauf festzulegen und einen Strich darunter zu setzen.

      Bleib weiter so wie du bist.

      Viele liebe Grüße, an dich und deine Familie :-*

  4. Die Frage kommt selbst bei mir hin und wieder schon, dabei bin ich erst 22 und meinte Antwort ist ebenfalls „nein“.
    Ich finde es toll, dass du das Wohl des Kindes nach ganz oben stellst und dir genau überlegt hast, wie es aufwachsen würde und welche „Risiken“ es da gibt. Es gibt nichts schlimmeres als Leute, die denken „Baby sind so süß, ich will jetzt auch eins“ und sich nicht überlegen, ob sie es auch finanziell und psychisch schaffen, ein Kind gut aufzuziehen. Ich finde Babys und kleine Kinder auch sehr süß, weiß aber, dass ich nicht die Lust und Nerven hätte, mich rund um die Uhr um sie zu kümmern, deshalb habe ich mich auch schon klar dagegen entschieden.
    Ich bewundere deine Entscheidung und es freut mich zu hören, dass du hinter deiner Entscheidung stehst und damit leben kannst. Bei mir werden es wahrscheinlich auch Katzen. 🙂

  5. Hey Anja,
    japp das mit den Fragen der Familie kenne sogar ich. Das ist so nervig und letztens hatte ich denen schon gesagt, dass Kinder kein „Statussymbol“ ist.

    Wir können keine Kinder bekommen, das ist nun mal Fakt. Aber vor einigen Jahren haben wir uns ganz gegen Kinder entschieden. Wir waren beim Jugendamt und haben uns wegen Adoption schlau gemacht. Leider wird es den Menschen absolut schwer gemacht. Unsere Chancen hat man direkt ganz schlecht eingestuft. Obwohl wir beide Vollverdiener mit Eigenheim sind. Künstliche Befruchtung kommt für uns nicht in Frage bzw. mein Mann möchte nicht, dass ich so leiden muss.
    Wir kommen super ohne Kinder klar. Die Chance, dass es doch auf natürlichen Wege passiert liegt bei 0,2%. Sollte es doch passieren, dann ist es so. Wenn nicht, dann nicht.
    Meine Schwiegermutter sagt auch, dass sie Enkel-Hunde hat. 😀

    Ich kann dich absolut verstehen und finde deine Entscheidung richtig.

    1. Liebste Stefi,

      je mehr ich über dich erfahre, desto mehr Respekt habe ich vor dir. Das du keine Kinder bekommen kannst, tut mir unendlich leid. Da fühle ich mich richtig schlecht, denn ich könnte ja, will aber nicht. Das mit der Adaption tut mir gerade noch mehr weh, denn ihr müsstet doch eigentlich sehr gute Chancen haben. Wie du schon sagst, Eigenheim, beruftätig, lange verheiratet und mit dir als Leseratte, würde das Kind auf jeden Fall eine tolle Erziehung genießen.

      Trotz der geringen Chance, drücke ich dir die Daumen, das vielleicht ein kleines Wunder geschieht.

      Ich finde Enkel-Kater bzw. Enkel-Hunde haben doch auch was. Meine Mum schleppt haufenweise Zeug für sie an und freut sich wenn sie die Beiden sieht. Sie kann sie halt bloss nicht in Strampler stecken. ^^

      Danke, das du meine Entscheidung respektieren kannst. Anja

  6. Hallo Anja,
    auch ich wollte eigentlich nie Kinder haben. Aber es ist dann „einfach so“ passiert. 😉
    Abtreibung kam nicht in Frage und in der ersten Zeit hatte ich auch mit jeder Menge Zweifel und Ängste zu kämpfen. Auch ich bin psychisch nicht gesund (Zyclothymia) und habe mir einige Zeit Vorwürfe gemacht, dass ich „nicht gut genug“ sei um Kinder zu erziehen und ihnen zu geben was sie denn brauchen. Mittlerweile weiß ich, dass meine Kinder (und mein Exmann) das Beste sind, was mir passieren konnte. Sie haben mir gezeigt, was bedingungslose Liebe ist. Außerdem waren sie der Grund warum ich anfing mich mit meiner Krankheit auseinander zu setzen, sie zu akzeptieren und mit ihr (gut) leben zu lernen. Ich bin davon überzeugt, dass es bei mir so sein sollte und deshalb auch so geschehen ist.
    Deine Entscheidung kann ich jedoch 100%-ig nachvollziehen.
    Ich wünsche dir alles Gute!

    1. Hey Kathi,

      es ist natürlich schön zu hören, wenn gerade durch Kinder dein Leben um so vieles besser wurde. Ich habe schon seit einer geraumen Zeit damit angefangen, zu schauen was eigentlich mit mir los ist und mich belesen und mit Ärzten gesprochen. Da ich aber gerade die schlechten Phasen nicht in den Griff bekomme, wird es wohl noch eine Weile sehr schwer für mich werden.

      Ich möchte dir trotzdem danken, denn du bist das Beispiel das ich suchte. Du machst mir Mut, auch wenn sich meine Meinung wohl so schnell nicht ändern wird.

      Viele liebe Grüße an dich, Anja

  7. Hut ab vor deiner Entscheidung.
    Direkt so stark betroffen, wie du bin ich nicht – aber depressieve Phasen, die ich auch schon behandelt habe, gibt es auch bei mir.
    Trotzdem haben wir, mein Mann und ich, uns für Kinder entschieden.
    Finanziell sieht es bei uns etwa anders aus, da wir beide Berufstätig sind, aber die Ängste, was währe wenn? Was ist wenn ich hier und da was falsch mache? Die stehen immer im Raum und sind allgegenwärtig. Auch was ist in der Zukunft??
    Ganz erhlich ich weiß es nicht!
    Aber meine beiden Räuber geben mir einfach Halt und haben mir sehr viel Lebensfreude, die ich mit der Zeit einfach verloren hatte, wieder gegeben und geben sie mir zurück. Klar ist es alles nicht einfach. Natürlich gibt es Momente in denen einem alles zu viel ist – aber die schönen überwiegen und wenn die beiden, egal was ist, kommen mcih in den Arm nehmen und sich freuen mich zu sehen – dann geht die Sonne auf.

  8. Hallo liebe Anja und danke für deinen ehrlichen und mutigen Blogbeitrag! Ich bin glücklich, physisch und psychisch soweit gesund zu sein und kann dir deshalb keine Erfahrung weitergeben. Aber ich freue mich, dass Frauen ihre eigene Stimme wahrnehmen und sich bewusst auch gegen Kinder entscheiden. Egal aus welchen Gründen, aber Kinder sollte man nicht nur bekommen, weil sie süß sind, oder andere es von einem erwarten. Wir leben schließlich in einem modernen Zeitalter und niemand sollte für diese Entscheidung verurteilt werden.

    Ich drücke natürlich die Daumen und hoffe, dass es dir eines Tages auch wieder besser geht und du Angst und Depression bekämpfen kannst bzw. dass du sie kontrollieren kannst! <3

    Liebe Grüße,
    Jacqui

Ich freue mich stets über Kommentare.