Irgendwo in Frankreich, auf einem von den Menschen vergessenen Bauernhof, liegt das Schloss der Tiere. Vom Stier Silvio mit eisernem Huf geführt, stellt die Republik ein Eiland der Solidarität und des Gemeinschaftssinns dar. So zumindest das Ideal, doch die Fassade ist rissig: Als das Huhn Adelaide aus fadenscheinigen Gründen von Silvios Hundemeute exekutiert wird, beschließt Katzendame Miss Bengalore, dass ihre Jungen nicht in diesem repressiven System aufwachsen sollen. Zusammen mit dem Gigolo-Kaninchen Cäsar und der weisen Ratte Azelar tritt sie in den Widerstand ein – mit Ungehorsam und Humor gegen Reißzähne und Krallen.
Die Parallelen zur »Farm der Tiere« kommen nicht von ungefähr. Xavier Dorisons (»Long John Silver«, »Undertaker«) scharfsinnige Modernisierung von George Orwells Fabel hält uns einen Spiegel vor, in dem wir unbequeme Wahrheiten erkennen müssen. Der ausdrucksstarke Strich von Félix Delep, der ein eindrucksvolles Erstlingswerk abliefert, haucht seinen tierischen Protagonisten so viel Menschlichkeit ein, dass die Unmenschlichkeit der Diktatur umso stärker hervortritt.
Angelockt von meiner Liebe zu Tieren, konnte ich mir diese Novel einfach nicht entgehen lassen. Dabei sprach das Buch schon in der Kurzbeschreibung von Widerstand und dem Beenden der Angst. Doch was hatte das alles zu bedeuten?
Um es gleich vorweg zu nehmen, manche Bilder im Buch trieben mir die Tränen in den Augen. Und das nicht nur, weil Tiere zu Schaden kamen, sondern weil sie aufgrund ihrer menschlichen Art, sich auch so anfühlten. Hier war eben nicht Katze gleich Katze, sondern eben Miss Bengalore, welche ihre Gefühlte äußerte und dabei alles gab um ihre Kinder ein Dach über dem Kopf und einen vollen Bauch zu bieten. Dies bezog sich übrigens auf alle Tiere, weswegen deren Verlust ehrlich gesagt nur noch mehr schmerzte.
Ja, die Handlung war düster, aber sie hatte auch Lichtblicke. Denn trotz der katastrophalen und unfairen Zustände im Schloss der Tiere, gab es eben auch Momente von Mut, Liebe und Hoffnung. Diese lockerten die Geschichte enorm auf und schenkten mir dadurch hin und wieder auch ein Lächeln.
Das Ziel der Novel war es trotzdem einmal aufzuzeigen, wie ein erniedrigendes Rechtssystem funktioniert und weit man gehen würde, um es zu erhalten. Klar, man hatte es hier noch immer mit Tieren zu tun, aber in deren Natur gibt es nun mal auch Arten, welche stärker und welche sind. Das beste Beispiel wäre wohl hier immer noch Hund gegen Katze.
Trotz der vielen schlimmen Dinge, möchte ich diese Reihe einfach weiterlesen. Nicht nur das sie sehr lehrreich ist, sie ist auch noch mit unglaublich guten Illustrationen versehen. Félix Delep verzauberte mich mit seiner Kunst, welche den Tieren eine eindrucksvolle Mimik gab. Doch auch Umgebung und das Spiel aus Licht und Schatten hatten es wirklich in sich. Selbst gerade beim Schreiben der Rezension blicke ich immer wieder mit Freude in das Buch. Kein Wunder, denn Miss Bengalore fasziniert mich als Katzenbesitzerin einfach zu sehr.
Wer diesen Band gelesen hat, wird nicht nur über Tiere anders denken, sondern auch über so manche Regierungsform. Dafür wurde nicht nur mit einer spannenden Handlung gesorgt, sondern auch Bildern welche von Hass bis hin zu purer Liebe alles bei mir auslösten. Ich freue mich jetzt schon auf die Nachfolger, denn Miss Bengalore wusste mich einfach zu überzeugen.

Ich danke dem „Splitter Verlag“ für das Rezensionsexemplar