Abenteuerlust und Geldnot sind es, die den berühmten Weltenbummler Lemuel Gulliver aus seiner Heimat London erneut auf Reisen führen. Nur knapp entrinnt er dem Angriff blutrünstiger Piraten und erreicht dank der Hilfe eines japanischen Hauptmanns ein fremdes Land, wo die Sonne nur verdunkelt scheint. Schnell stellt sich heraus, dass der Grund dafür die fliegende Insel Laputa ist, deren Bewohner gar seltsame Bräuche pflegen…
»Gullivers Reisen« in die Länder der winzigen Liliputaner und der Riesen von Brobdingnag sind weltbekannt, doch waren seine Abenteuer damit noch lange nicht zu Ende: Von den monströsen Herrschern Laputas über die Sprachgelehrten von Lagado zu den Geisterbeschwörern von Glubbdubdrib ersann Jonathan Swift noch zahlreiche Abenteuer, die auf fantasievolle Weise Eigenheiten der modernen Gesellschaft aufgreifen. Dieser Comic adaptiert den dritten Teil von »Gullivers Reisen« mit viel Humor und in eindrucksvollen Bildern.
Wer an Gullivers Reisen denkt, dem wird wahrscheinlich sofort die Reise nach Liliput in den Sinn kommen, wo der namensgebende Gulliver auf einer Insel strandet, in welcher winzig kleine Personen leben. Doch Gullivers Reisen würde nicht Gullivers Reisen heißen, wenn es da nicht noch mehr zu entdecken gäbe. Somit hatte ich einen Grund mehr in diese Graphic Novel zu hüpfen, denn das Buch hatte ich zuletzt in meiner Kindheit gelesen.
Gleich vorweg möchte ich erwähnen, dass die Graphic Novel nicht das gesamte Buch abdeckt. Zwar weist die Kurzbeschreibung darauf hin, dass man nicht die Abenteuer in Liliput und Brobdingnag erlebt, sondern erst in Laputa in die Geschichte einsteigt, allerdings hätte man das aus meiner Sicht auch etwas eindeutiger hervorheben können. Dazu fand ich es dann schon etwas unbefriedigend, dass man auch die letzte Reise Gullivers, welche nach Japan stattfand, nicht mit in das Buch hineinkam, zumal es ja wirklich die Letzte war. Hier hat man einfach die Chance vertan, die gesamte Geschichte von Gulliver der breiten Masse öffentlich zu machen, denn auch wenn man sich eher auf die ungekannteren Abschnitte festlegte, hätten für mich alle Teile in dieser Novel sein müssen.
Doch genug geschimpft, denn mit der Novel an sich, war ich ehrlich gesagt wirklich sehr glücklich. Wie schon erwähnt widmete man sich hier den eher unbekannteren Abschnitten des Buches, welche eben in Länder führten, mit denen vor allen Kinder eher weniger anfangen könnten. Denn in Laputa, Balnibarbi, Luggnagg, Glubbdubdrib und auch in Japan erlebte man neben größenwahnsinnigen Forschern, auch fragwürdige Experimente und das Leben unglücklicher Unsterblicher, welche sich nichts anderes wünschen, als sterben zu können. Kurz um, diese Abschnitte sprühten gerade so vor sozialkritischer Satire.
Dass diese dann auch noch optisch wunderschön in Szene gestellt wurde, machte für mich den Charme dieser Novel aus. Schon das Cover beeindruckte mich zutiefst, da es einfach soviel zu sehen gab. Dies änderte sich auch nicht, denn jede Reisestation wurde ebenso liebevoll wie detailliert dargestellt. Zwar nutzt man hier vor allem Sepia-Töne, statt viel Farbe, aber sowohl die Charaktere, als auch die Umgebungen, hatten stets etwas Eigenes und Besonderes. Besonders gefiel mir zudem, wie man die Sprache der einzelnen Orte darstellte. Statt umständlicher Übersetzungen gab man den Sätzen einfach eine andere Schriftform. Zwar war dadurch so manches Gespräch erstmal etwas holprig, da man z.B. in Laputa ganz hinschauen musste, was gesagt wurde, aber es eine tolle Lösung, um die Verständigung zwischen verschiedenen Parteien darzustellen.
Mit dieser Graphic Novel bewiesen Echegoyen und Bertrand Galic, dass Gullivers Reisen noch mehr zu bieten haben, als Liliputaner und Riesen. Dazu schafften sie es nicht nur die Handlung toll zusammenfassen, sondern diese auch noch verspielt und detailliert darzustellen. Jedoch sollte man bedenken, dass nicht die komplette Geschichte erzählt wird, denn sowohl der Ausflug nach Liliput oder Brobdingnag fehlen, sondern auch die letzte Reise Gullivers in das Land der Houyhnhnms.

